Finanz- und Vermögenslage

Finanzierungsgrundsätze

Das übergeordnete finanzpolitische Ziel von Bertelsmann ist die Gewährleistung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Finanzierungssicherheit, Eigenkapitalrentabilität und Wachstum. Dazu richtet der Konzern seine Finanzierung an den Anforderungen eines Credit Rating der Bonitätsstufe „Baa1/BBB+“ und den damit verbundenen qualitativen und quantitativen Kriterien aus. Rating und Transparenz gegenüber dem Kapitalmarkt leisten einen bedeutenden Beitrag zur finanziellen Sicherheit und Unabhängigkeit des Unternehmens.

Entsprechend der Konzernstruktur erfolgt die Kapitalallokation zentral über die Bertelsmann SE & Co. KGaA, die die Konzerngesellschaften mit Liquidität versorgt und die Vergabe von Garantien und Patronatserklärungen für Konzerngesellschaften steuert. Der Konzern bildet weitgehend eine finanzielle Einheit und optimiert damit die Kapitalbeschaffungs- und Anlagemöglichkeiten.

Die finanzielle Steuerung bei Bertelsmann erfolgt nach quantifizierten Finanzierungszielen, die sich an der wirtschaftlichen Verschuldung und mit abgeschwächter Bedeutung an der Kapitalstruktur orientieren. Zu den Finanzierungszielen gehört ein dynamischer Verschuldungsgrad (Leverage Factor), der sich aus dem Verhältnis der wirtschaftlichen Schulden zum Operating EBITDA ergibt und den definierten Wert von 2,5 nicht überschreiten sollte. Die wirtschaftlichen Schulden sind definiert als Nettofinanzschulden zuzüglich Pensionsrückstellungen, Genusskapital und Barwert der Operating Leases und werden wie das Operating EBITDA für Berechnungszwecke modifiziert.

Am 31. Dezember 2013 lag der Leverage Factor bei 2,0 (31. Dezember 2012: 2,3). Trotz einer hohen Investitionstätigkeit im Berichtszeitraum halbierten sich die Nettofinanzschulden dank der Erlöse aus der Platzierung von Aktien der RTL Group und einer hohen operativen Mittelfreisetzung zum Jahresende auf 636 Mio. € (Vj.: 1.218 Mio. €). Die Pensionsrückstellungen zum 31. Dezember 2013 lagen mit 1.944 Mio. € ebenfalls unter dem Vorjahresniveau (31. Dezember 2012: 2.146 Mio. €). Die wirtschaftlichen Schulden verminderten sich somit zum 31. Dezember 2013 auf 4.178 Mio. € nach 4.773 Mio. € im Vorjahr.

Finanzierungsziele  

Ziel20132012
Leverage Factor: Wirtschaftliche Schulden/Operating EBITDA1)< 2,52,02,3
Coverage Ratio: Operating EBITDA/Finanzergebnis1)> 4,06,06,4
Eigenkapitalquote: Eigenkapital zu Konzernbilanzsumme (in Prozent)> 25,040,732,2

Ein weiteres Finanzierungsziel ist die Coverage Ratio (Zinsdeckungsgrad). Sie berechnet sich aus dem Verhältnis von Operating EBITDA (nach Modifikationen) zum Finanzergebnis und soll über 4 liegen. Im Berichtszeitraum lag die Coverage Ratio bei 6,0 (Vj.: 6,4). Die Eigenkapitalquote im Konzern lag deutlich über der selbstgesetzten Mindestanforderung von 25 Prozent und erhöhte sich auf 40,7 Prozent (31. Dezember 2012: 32,2 Prozent).

Finanzierungsaktivitäten

Anleihen und Schuldscheindarlehen der Bertelsmann SE & Co. KGaA  

Emissionsvolumen
in Mio. EUR
Buchwert 31.12.2013
in Mio. EUR
FälligkeitTypNominalzins in Prozent
EUR 750EUR 75016. Januar 2014Anleihe7,875 %
EUR 500EUR 18725. Februar 2014Schuldscheindarlehen5,050 %
EUR 30EUR 3024. März 2014Schuldscheindarlehen6,000 %
EUR 500EUR 4296. Oktober 2015Anleihe3,625 %
EUR 1.000EUR 78426. September 2016Anleihe4,750 %
EUR 60EUR 604. Mai 2019Schuldscheindarlehen4,207 %
EUR 750EUR 7402. August 2022Anleihe2,625 %
EUR 100EUR 9829. Juni 2032Anleihe3,700 %

Im April 2013 führte Bertelsmann eine Tranche einer US-Privatplatzierung aus dem Jahr 2003 in Höhe von 200 Mio. US-$ termingerecht zurück. Außerdem wurde die im Jahr 2015 fällige Tranche der US-Privatplatzierung in Höhe von 200 Mio. US-$ im August 2013 vorzeitig zurückgezahlt. Beide US-Privatplatzierungen waren von der US-Finanzierungsgesellschaft Bertelsmann U.S. Finance LLC begeben worden, die im Berichtszeitraum auf die Bertelsmann Inc., eine US-Tochtergesellschaft von Bertelsmann, verschmolzen wurde. Zudem kaufte Bertelsmann im Dezember 2013 Teile einer im Oktober 2015 fälligen Anleihe und einer weiteren im September 2016 fälligen Anleihe in Höhe von insgesamt nominal 284 Mio. € im Rahmen eines öffentlichen Rückkaufangebots vorzeitig zurück. Alle Rückzahlungen wurden aus bestehender Liquidität geleistet.

Laufzeitenprofil – Finanzschulden in Mio. €

Laufzeitenprofil – Finanzschulden in Mio. €

Rating

Bertelsmann verfügt seit dem Jahr 2002 über Emittenten-Ratings der Ratingagenturen Moody’s und Standard & Poor’s (S&P). Die Emittenten-Ratings erleichtern den Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten und stellen daher ein wichtiges Element der Finanzierungssicherheit von Bertelsmann dar. Bertelsmann wird von Moody’s mit „Baa1“ (Ausblick: stabil) und von S&P mit „BBB+“ (Ausblick: stabil) bewertet. Beide Credit Ratings liegen im Investment-Grade-Bereich und entsprechen dem Zielrating von Bertelsmann. Die Einschätzung zur kurzfristigen Kreditqualität von Bertelsmann wird von Moody’s mit „P-2“, von S&P mit „A-2“ beurteilt.

Kreditlinien

Der Bertelsmann-Konzern verfügt zusätzlich zur vorhandenen Liquidität über eine syndizierte Kreditlinie. Diese bildet das Rückgrat der strategischen Kreditreserve und kann von Bertelsmann durch Ziehung in Euro, US-Dollar und Britischem Pfund bis zu einem Betrag von 1,2 Mrd. € revolvierend in Anspruch genommen werden. Die zuvor bis 2017 laufende syndizierte Kreditlinie wurde im Juni 2013 um ein weiteres Jahr bis 2018 verlängert. Im Geschäftsjahr 2013 hat Bertelsmann diese Kreditlinie wie bereits im Vorjahr nicht in Anspruch genommen.

Kapitalflussrechnung

Das Gesamtkonzernergebnis vor Finanzergebnis und Steuern ist die Ausgangsgröße für die Erstellung der Kapitalflussrechnung. Im Berichtszeitraum wurde ein Cashflow aus der betrieblichen Geschäftstätigkeit in Höhe von 1.785 Mio. € generiert (Vj.: 1.876 Mio. €). Der nachhaltige, um Einmaleffekte bereinigte Operating Free Cash Flow betrug 1.760 Mio. € (Vj.: 1.861 Mio. €), die Cash Conversion Rate lag mit 100 Prozent (Vj.: 107 Prozent) im Zielkorridor (vgl. hierzu Abschnitt „Wertorientiertes Steuerungssystem“). Der Cashflow aus Investitionstätigkeit lag mit -1.010 Mio. € deutlich über dem Niveau des Vorjahreszeitraums (Vj.: -617 Mio. €). Auf Investitionen in immaterielle Vermögenswerte, Sach- und Finanzanlagen entfallen davon -808 Mio. € (Vj.: -567 Mio. €). Die Kaufpreiszahlungen für konsolidierte Beteiligungen (abzüglich erworbener liquider Mittel) erhöhten sich insbesondere durch die im Berichtszeitraum getätigten strategischen Portfolioerweiterungen auf -504 Mio. € (Vj.: -88 Mio. €). Die Erlöse aus dem Verkauf von Tochterunternehmen und sonstigen Geschäftseinheiten bzw. von sonstigem Anlagevermögen lagen bei 373 Mio. € (Vj.: 93 Mio. €). Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit betrug -657 Mio. € (Vj.: -382 Mio. €). Der Mittelabfluss in Höhe von -1.188 Mio. € war zurückzuführen auf die im Rahmen der Akquisitionstätigkeit übernommenen Finanzschulden in Höhe von 676 Mio. € sowie die vorzeitigen und termingerechten Rückzahlungen von Finanzschulden. Dem standen Mittelzuflüsse aus der erfolgten Platzierung von Anteilen an der RTL Group gegenüber, die in den ausgewiesenen 1.410 Mio. € der Position „Veränderung des Eigenkapitals“ enthalten sind. Dividenden an die Aktionäre der Bertelsmann SE & Co. KGaA beliefen sich auf -180 Mio. € (Vj.: -180 Mio. €). Dividenden an nicht beherrschende Anteilseigner und weitere Auszahlungen an Gesellschafter wurden in Höhe von -445 Mio. € (Vj.: -213 Mio. €) ausgezahlt. Der Anstieg resultiert aus der Zahlung von Sonderdividenden durch die RTL Group im Frühjahr und Sommer 2013. Zum 31. Dezember 2013 verfügte Bertelsmann über liquide Mittel in Höhe von 2,7 Mrd. € (Vj.: 2,7 Mrd. €).

Konzern-Kapitalflussrechnung (Kurzfassung)  

in Mio. €20132012
Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit1.7851.876
Cashflow aus Investitionstätigkeit-1.010-617
Cashflow aus Finanzierungstätigkeit-657-382
Zahlungswirksame Veränderung der liquiden Mittel118877
Wechselkursbedingte und sonstige Veränderungen der liquiden Mittel-235
Liquide Mittel am 1.1.2.6601.778
Liquide Mittel am 31.12.2.7552.660
Abzüglich liquider Mittel der Veräußerungsgruppen-10-2
Liquide Mittel am 31.12. (laut Konzernbilanz)2.7452.658

Außerbilanzielle Verpflichtungen

Unter die außerbilanziellen Verpflichtungen fallen Haftungsverhältnisse und sonstige finanzielle Verpflichtungen, die nahezu ausnahmslos aus der operativen Tätigkeit der Unternehmensbereiche resultieren. Die außerbilanziellen Verpflichtungen erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr insbesondere durch die strategischen Portfolioerweiterungen. Die zum 31. Dezember 2013 vorhandenen außerbilanziellen Verpflichtungen hatten für das abgelaufene wie auch das künftige Geschäftsjahr keine wesentlichen negativen Auswirkungen auf die Finanz-, Vermögens- und Ertragslage des Konzerns.

Investitionen

Die Gesamtinvestitionen einschließlich übernommener Finanzschulden in Höhe von 676 Mio. € lagen im Geschäftsjahr 2013 mit 1.988 Mio. € deutlich über dem Vorjahreswert von 655 Mio. €. Die Investitionen gemäß Kapitalflussrechnung betrugen 1.312 Mio. € (Vj.: 655 Mio. €). Von den Sachanlageinvestitionen in Höhe von 289 Mio. € (Vj.: 270 Mio. €) entfiel wie in den Vorjahren der größte Teil auf Arvato. In immaterielle Vermögenswerte wurden 411 Mio. € (Vj.: 177 Mio. €) investiert und entfielen insbesondere auf BMG für den Erwerb von Musikkatalogen sowie auf die RTL Group für Investitionen in Filmrechte. Für Investitionen in Finanzanlagen wurden 108 Mio. € (Vj.: 120 Mio. €) aufgewandt. Kaufpreiszahlungen für konsolidierte Beteiligungen (abzüglich erworbener liquider Mittel) lagen im Berichtszeitraum bei 504 Mio. € (Vj.: 88 Mio. €) und bezogen sich im Wesentlichen auf die getätigten Übernahmen von BMG und Gothia. Die negativen Investitionen von Penguin Random House in Höhe von -36 Mio. € (Vj.: 53 Mio. €) sind zurückzuführen auf erworbene liquide Mittel infolge des Zusammenschlusses von Penguin und Random House.

Investitionen nach Bereichen  

in Mio. €20132012
RTL Group264251
Penguin Random House-3653
Gruner + Jahr4649
Arvato297207
Be Printers2526
Corporate Investments67867
Summe Investitionen der Bereiche1.274653
Corporate Center/Konsolidierung382
Gesamtinvestitionen1.312655

Bilanz

Die Bilanzsumme zum 31. Dezember 2013 erhöhte sich deutlich auf 21,4 Mrd. € (Vj.: 18,9 Mrd. €). Die Steigerung resultiert insbesondere aus der Anteilsreduzierung an der RTL Group, dem Zusammenschluss von Penguin und Random House sowie den Übernahmen von BMG und Gothia. Diese Portfolioveränderungen führten zu einer Erhöhung der immateriellen Anlagewerte und des Eigenkapitals. Die liquiden Mittel blieben mit 2,7 Mrd. € auf dem hohen Niveau des Vorjahres (Vj.: 2,7 Mrd. €). Die Erlöse aus der Anteilsreduzierung an der RTL Group erhöhten das Eigenkapital auf 8,7 Mrd. € (Vj.: 6,1 Mrd. €). Durch diesen Anstieg erhöhte sich die Eigenkapitalquote von 32,2 Prozent im Vorjahr auf 40,7 Prozent.

Das auf die Aktionäre der Bertelsmann SE & Co. KGaA entfallende Eigenkapital erhöhte sich auf 6,9 Mrd. € (Vj.: 5,3 Mrd. €). Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen reduzierten sich von im Vorjahr 2.146 Mio. € auf 1.944 Mio. €. Durch die im Abschnitt „Finanzierungsaktivitäten“ beschriebenen teils vorzeitigen Rückzahlungen von Finanzschulden nahmen die Bruttofinanzschulden von 3.876 Mio. € auf 3.381 Mio. € zum 31. Dezember 2013 ab. Darüber hinaus blieb die Bilanzstruktur im Vorjahresvergleich weitgehend unverändert.

Bilanzstruktur

Bilanzstruktur

Genusskapital

Zum 31. Dezember 2013 betrug der Nennwert des Genusskapitals unverändert zum Vorjahr 301 Mio. €. Unter Anwendung der Effektivzinsmethode belief sich der Buchwert des Genusskapitals zum 31. Dezember 2013 auf 413 Mio. € (Vj.: 413 Mio. €). 94 Prozent des nominalen Genusskapitals entfallen auf den Genussschein 2001 (ISIN DE0005229942) und 6 Prozent auf den Genussschein 1992 (ISIN DE0005229900).

Die Genussscheine 2001 sind an der Frankfurter Wertpapierbörse zum Handel im Regulierten Markt zugelassen. Die Notierung erfolgt in Prozent des Nominalwerts. Im Januar erreichte der Schlusskurs des Genussscheins 2001 mit 244,00 Prozent seinen niedrigsten Stand, im November mit 284,00 Prozent seinen höchsten Stand im Geschäftsjahr 2013.

Nach den Genussscheinbedingungen für den Genussschein 2001 beträgt die Ausschüttung für jedes volle Geschäftsjahr 15 Prozent auf den Grundbetrag, vorausgesetzt, es stehen ein ausreichendes Konzernergebnis und ein ausreichender Jahresüberschuss der Bertelsmann SE & Co. KGaA zur Verfügung. Diese Voraussetzungen wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr erfüllt. Daher wird für die Genussscheine 2001 auch für das Geschäftsjahr 2013 eine Ausschüttung von 15 Prozent auf den Grundbetrag erfolgen.

Aufgrund des geringen Volumens weisen die zum Regulierten Markt an der Frankfurter Wertpapierbörse zugelassenen Genussscheine 1992 einen nur noch bedingt liquiden Börsenhandel auf. Für die Genussscheine 1992 richtet sich die Ausschüttung nach der Gesamtkapitalrendite des Konzerns. Da im Geschäftsjahr 2013 eine Gesamtkapitalrendite von 6,49 Prozent (Vj.: 6,39 Prozent) erzielt wurde, wird sich die Ausschüttung auf die Genussscheine 1992 für das Geschäftsjahr 2013 auf 7,49 Prozent (Vj.: 7,39 Prozent) des Grundbetrags belaufen.

Die Ausschüttung auf beide Genussscheine wird voraussichtlich am 12. Mai 2014 erfolgen. Laut den Genussscheinbedingungen kontrolliert der Abschlussprüfer der Bertelsmann SE & Co. KGaA, ob die Gewinnausschüttung zutreffend ermittelt wurde. Hierüber legt der Abschlussprüfer für beide Genussscheine eine Bescheinigung vor.