Risikomanagementsystem
Das Risikomanagementsystem (RMS) von Bertelsmann dient der Früherkennung, Beurteilung und Steuerung interner und externer Risiken. Das Interne Kontrollsystem (IKS) als integraler Bestandteil des RMS kontrolliert und überwacht die identifizierten Risiken. Ziel des RMS ist es, materielle Risiken für den Konzern rechtzeitig zu identifizieren, um Gegenmaßnahmen ergreifen und Kontrollen durchführen zu können. Risiken sind mögliche künftige Entwicklungen oder Ereignisse, die zu einer für Bertelsmann negativen Prognose- bzw. Zielabweichung führen können. Darüber hinaus können sich Risiken negativ auf die Erreichung der strategischen, operativen, berichterstattungsrelevanten und Compliance-relevanten Ziele des Konzerns auswirken.
Der Prozess des Risikomanagements erfolgt in Anlehnung an die international anerkannten Rahmenwerke des Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission (COSO Enterprise Risk Management – Integrated Framework bzw. Internal Control – Integrated Framework) und ist in die Teilschritte Identifikation, Bewertung, Steuerung, Kontrolle und Überwachung gegliedert. Schwerpunkt der Risikoidentifizierung ist die Risikoinventur, die jährlich die wesentlichen Risiken der Unternehmenstätigkeit vom Profit Center aufwärts ermittelt und dann stufenweise auf Divisions- und Konzernebene zusammenfasst. So ist sichergestellt, dass Risiken am Ort ihrer Wirksamkeit erfasst werden. Zusätzlich erfolgen halbjährlich eine konzernweite Nacherhebung der wesentlichen Risiken sowie eine quartalsweise Berichterstattung mit Negativmeldungen. Durch die Ad-hoc-Berichterstattungspflicht werden unterjährige wesentliche Veränderungen in der Risikoeinschätzung dem Vorstand zur Kenntnis gebracht. Den Risiken werden Steuerungs- und Kontrollmaßnahmen gegenübergestellt. Auf diese Weise wird das sogenannte Nettorisiko ermittelt. Der Zeithorizont für die Einschätzung von Risiken beträgt sowohl ein Jahr als auch drei Jahre, um Steuerungsmaßnahmen frühzeitig einleiten zu können. Ausgangspunkt für die Ermittlung der wesentlichen Konzernrisiken ist analog der mittelfristigen Unternehmensplanung der Dreijahreszeitraum. Dabei ergibt sich das Risiko, gemessen am möglichen Mittelabfluss, als Produkt aus geschätzter negativer Auswirkung auf den Free Cashflow bei Eintritt des Risikos und der geschätzten Eintrittswahrscheinlichkeit. Die Risikoüberwachung durch das Management erfolgt fortlaufend. Das RMS sowie das IKS als Teil des RMS werden kontinuierlich weiterentwickelt und sind in die laufende Berichterstattung an Vorstand und Aufsichtsrat von Bertelsmann eingebunden. Um die Erfüllung gesetzlicher und interner Anforderungen sicherzustellen, finden in regelmäßigen Abständen Corporate Risk Management Committees und Divisional Risk Meetings statt.
Der Abschlussprüfer prüft das Risikofrüherkennungssystem gemäß § 91 Abs. 2 AktG auf seine Eignung, Entwicklungen, die den Fortbestand der Bertelsmann SE & Co. KGaA gefährden könnten, frühzeitig zu erkennen, und berichtet die Ergebnisse an den Aufsichtsrat. Die Konzernrevision führt fortlaufend Prüfungen der Angemessenheit und der Funktionsfähigkeit des RMS in den Unternehmensbereichen Penguin Random House, Arvato und Be Printers sowie in den Bereichen Corporate Investments und Corporate Center durch. Die Risikomanagementsysteme der RTL Group und von Gruner + Jahr werden durch die jeweiligen divisionseigenen internen Revisionen sowie externe Wirtschaftsprüfer beurteilt. Aufgedeckte Mängel werden zeitnah durch geeignete Maßnahmen beseitigt. Der Bertelsmann-Vorstand hat Umfang und Ausrichtung des Risikomanagementsystems anhand der unternehmensspezifischen Gegebenheiten ausgestaltet. Dennoch kann selbst ein angemessen eingerichtetes und funktionsfähiges RMS keine absolute Sicherheit für die Identifikation und Steuerung von Risiken gewährleisten.
Rechnungslegungsbezogenes Risikomanagementsystem und Internes Kontrollsystem
Die Ziele des rechnungslegungsbezogenen RMS und des IKS sind zum einen die Ordnungsmäßigkeit und Verlässlichkeit der externen und internen Rechnungslegung gemäß der geltenden Gesetzeslage sowie eine zeitnahe Bereitstellung von Informationen. Zum anderen soll die Berichterstattung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage von Bertelsmann vermitteln. Die nachstehenden Aussagen gelten für den Konzernabschluss (einschließlich Anhang und Lagebericht) inklusive der Zwischenberichterstattungen wie auch für das interne Management Reporting.
Das IKS für den Rechnungslegungsprozess besteht aus folgenden Teilbereichen: Die konzerninternen Regeln zur Abschlusserstellung und Bilanzierung (z. B. IFRS-Handbuch, Richtlinien, Rundschreiben) werden allen eingebundenen Mitarbeitern zeitnah zur Verfügung gestellt. Die Erstellung des Konzernabschlusses erfolgt in einem konzernweit einheitlichen Berichterstattungssystem. Durch umfangreiche automatische Systemkontrollen wird die Datenkonsistenz der Abschlüsse sichergestellt. Die kontinuierliche Weiterentwicklung des Systems erfolgt durch einen dokumentierten Änderungsprozess. Systemseitige Abstimmprozesse von konzerninternen Geschäftsvorfällen dienen zur Vorbereitung der entsprechenden Konsolidierungsschritte. Sachverhalte, die zu wesentlichen Fehlaussagen im Konzernabschluss führen können, werden jeweils zentral von Mitarbeitern der Bertelsmann SE & Co. KGaA sowie der RTL Group (für den vorkonsolidierten Teilkonzern) überwacht sowie ggf. unter Hinzunahme externer Experten verifiziert. Zentrale Ansprechpartner der Bertelsmann SE & Co. KGaA sowie der Unternehmensbereiche stehen zudem in kontinuierlichem Kontakt mit den Tochterfirmen vor Ort, um die IFRS-konforme Bilanzierung sowie die Einhaltung von Berichtsfristen und -pflichten sicherzustellen. Abgerundet werden diese präventiven Maßnahmen durch Kontrollen in Form von Analysen durch das Konzernrechnungswesen der Bertelsmann SE & Co. KGaA sowie der RTL Group (für den vorkonsolidierten Teilkonzern). Diese Analysen dienen der Aufdeckung verbliebener Inkonsistenzen. In das interne Management Reporting sind zudem die Controlling-Abteilungen der Unternehmensbereiche und des Konzerns eingebunden. Im Rahmen der quartalsweisen Segmentabstimmung erfolgt eine Abstimmung des internen und externen Berichtswesens. Durch die Einführung eines weltweit verbindlichen Kontrollrahmens für die dezentralen Rechnungslegungsprozesse soll zudem ein standardisierter Aufbau des IKS auf Ebene der lokalen Buchhaltungen aller vollkonsolidierten Konzerngesellschaften erreicht werden. Feststellungen der externen Prüfer sowie der Konzernrevision in Bezug auf die Bilanzierung werden zeitnah mit den betroffenen Unternehmen besprochen und Lösungswege werden erarbeitet. Im Rahmen eines Self Assessment erfolgt jährlich eine Bestandsaufnahme der Qualität des IKS in den wesentlichen Konzerngesellschaften. Die Ergebnisse werden auf Ebene der Prüfungs- und Finanzausschüsse der Unternehmensbereiche diskutiert.
Die Konzernrevision sowie die internen Revisionen von RTL Group und Gruner + Jahr beurteilen die rechnungslegungsrelevanten Prozesse im Rahmen ihrer Prüfungstätigkeit. Darüber hinaus berichtet der Konzernabschlussprüfer im Rahmen seiner Abschlussprüfung dem Prüfungs- und Finanzausschuss des Aufsichtsrats der Bertelsmann SE & Co. KGaA über im Rahmen der Prüfung gegebenenfalls erkannte wesentliche Schwächen des rechnungslegungsbezogenen Internen Kontrollsystems und die Feststellungen zum Risikofrüherkennungssystem.
Wesentliche Konzernrisiken
Bertelsmann ist einer Reihe von Risiken ausgesetzt. Die für Bertelsmann wesentlichen Risiken, die im Rahmen der Risikoberichterstattung identifiziert wurden, sind in der nachfolgenden Tabelle ihrem Rang nach aufgelistet. Entsprechend der Höhe des möglichen Mittelabflusses werden die Risiken im Sinne der Risikotragfähigkeit als bestandsgefährdend, erheblich, signifikant, moderat oder gering klassifiziert. Im Rahmen der abgelaufenen Risikoinventur wurden keine Risiken, die als erheblich oder bestandsgefährdend einzustufen wären, identifiziert.
Aufgrund der Heterogenität der Kerngeschäftsfelder des Konzerns und der damit verbundenen unterschiedlichen Risiken, denen die einzelnen Unternehmensbereiche ausgesetzt sind, werden im Folgenden die identifizierten wesentlichen strategischen und operativen Konzernrisiken nach Bereichen untergliedert beschrieben. Als übergeordnete Risiken wurden Risiken der Integration getätigter Akquisitionen sowie Risiken der Informationstechnologie identifiziert und daher separat beschrieben. Im Anschluss erfolgt eine Erläuterung der rechtlichen und regulatorischen Risiken sowie der Finanzmarktrisiken. Diese Risiken werden über die Konzernfunktionen im Wesentlichen zentral gesteuert.
Übersicht wesentlicher Konzernrisiken
Risikoklassifizierung | ||||||
Rang | Risikoart | Gering | Moderat | Signifikant | Erheblich | Bestands- gefährdend |
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1 | Kundenrisiken | |||||
2 | Änderungen im Marktumfeld | |||||
3 | Lieferantenrisiken | |||||
4 | Konjunkturelle Entwicklung | |||||
5 | Preis- und Margenrisiken | |||||
6 | Rechtliche und regulatorische Risiken | |||||
7 | Mitarbeiterbezogene Risiken | |||||
8 | Integrationsrisiken Penguin Random House | |||||
9 | Zuschauer- und Marktanteil | |||||
10 | Finanzmarktrisiken | |||||
Risikoklassifizierung (möglicher Mittelabfluss im Dreijahreszeitraum): gering: < 50 Mio. Euro, moderat: 50–100 Mio. Euro, signifikant: 100–250 Mio. Euro,
erheblich: 250–500 Mio. Euro, bestandsgefährdend: > 500 Mio. Euro
■ Vorhandene Risiken |
Strategische und operative Risiken
Die Weltwirtschaft entwickelte sich im Jahr 2013 auf dem mäßigen Wachstumsniveau des Vorjahres. Im Jahr 2014 soll sich die bislang verhaltene globale konjunkturelle Dynamik leicht beschleunigen. Trotz der langsam etwas nachlassenden Unsicherheit in Bezug auf die wirtschaftlichen Entwicklungen bleibt die Geschäftsentwicklung von Bertelsmann mit gewissen Risiken behaftet. Unter Annahme der anhaltenden Normalisierung der gesamtwirtschaftlichen Lage geht Bertelsmann insgesamt von einer stabilen Umsatzentwicklung für das Geschäftsjahr 2014 aus. Neben dem Risiko aus der konjunkturellen Entwicklung stellen Kundenrisiken, Risiken aus Änderungen im Marktumfeld, Risiken aus Lieferantenbeziehungen sowie Preis- und Margenrisiken weitere signifikante Konzernrisiken dar. Deren Entwicklung kann wesentlich beeinflusst werden durch ein verändertes Kundenverhalten infolge der Digitalisierung, durch die Entwicklung und Einführung von Produkten und Dienstleistungen seitens neuer oder bestehender Wettbewerber, durch Forderungsausfälle sowie Ausfälle und Beeinträchtigungen entlang der Produktionsstufen der einzelnen Unternehmensbereiche, z. B. im Bereich IT. Mitarbeiterbezogene Risiken, die Integrationsrisiken in Verbindung mit dem Zusammenschluss von Penguin Random House sowie der Zuschauer- und Marktanteil stellen für Bertelsmann moderate Risiken dar.
Die bedeutsamsten Risiken für die RTL Group sind eine Verringerung der Zuschauer- und Werbemarktanteile sowie Risiken aus Veränderungen im Marktumfeld und einer konjunkturellen Schwäche. Eine Verringerung der Zuschaueranteile könnte zu rückläufigen Umsätzen führen. Die RTL Group beobachtet aktiv internationale Marktveränderungen und Programmtrends, auch zunehmend im digitalen Bereich, in dem die Zuschauer mehr Auswahl haben und gleichzeitig die Markteintrittsbarrieren sinken. Hier kann die Ertragskraft der RTL Group auch durch stärkeren Wettbewerb im Bereich der Programmakquisition, eine fortschreitende Fragmentierung des Publikums sowie eine Expansion der Plattformbetreiber beeinträchtigt werden. Ferner hat die konjunkturelle Entwicklung einen unmittelbaren Einfluss auf die TV-Werbemärkte und damit auf die Erlöse der RTL Group. Mit der Erschließung werbeunabhängiger Einnahmequellen wird diesem Risiko entgegengetreten. Abgesehen von potenziellen Kostensteigerungen durch Inhaltelieferanten kann auch der Verlust von wichtigen Inhaltelieferanten und Kunden Auswirkungen auf das Geschäft haben. Um diesen Risiken zu begegnen, werden mit wichtigen Inhaltelieferanten langfristige Verträge geschlossen und es wird ein aktives Kundenmanagement betrieben. Die Strategie der RTL Group zur Risikoreduzierung ist zudem, ihr Geschäft durch den Aufbau von aufeinander abgestimmten Senderfamilien und die Nutzung der Möglichkeiten, die sich durch die Digitalisierung ergeben, weiter zu diversifizieren.
Für Penguin Random House ergeben sich die größten Risiken aus dem Zusammenschluss der beiden Unternehmen. Wie es bei Zusammenschlüssen dieser Größenordnung zu erwarten ist, birgt der Prozess der Integration der beiden Unternehmen und insbesondere die Integration der IT-Systeme Risiken. Das Management hat einen Integrationsplan entwickelt und beobachtet dessen Umsetzungsfortschritt laufend. Ansonsten hat der Zusammenschluss zu dem nun größeren Unternehmen zwar die Ausmaße, aber nicht wesentlich die Art der Risiken geändert, denen Random House vor dem Zusammenschluss ausgesetzt war. Der Anstieg des digitalen Geschäfts stellt Chancen, aber auch Herausforderungen in Bezug auf Preisgestaltung und Kundenmargen dar. Der allgemeine Markttrend, insbesondere der rückläufige Verkaufstrend gedruckter Bücher im Buchhandel, könnte langfristige Beziehungen zu bestimmten Kunden bedrohen und zu anhaltendem Margendruck führen. Zudem stellen weiterhin höhere Papierpreise und eine allgemeine konjunkturelle Unsicherheit Risiken dar. Die Risikominimierungsstrategie beinhaltet neben Kreditversicherungen zur Begrenzung von Forderungsausfallrisiken langfristige Verträge mit Lieferanten sowie flexible Kostenstrukturen als Antwort auf konjunkturelle Schwächephasen. Der anhaltende Umsatzrückgang bei stationären Buchhändlern soll durch E-Book- und Onlineverkäufe physischer Bücher sowie weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbssituation abgeschwächt werden.
Risiken aus einem sich ändernden Marktumfeld stellen die größte Risikoposition für Gruner + Jahr dar. Insbesondere besteht die Gefahr, dass höhere Agenturrabatte im deutschen Anzeigenmarkt sowie die wachsende Bedeutung digitaler Werbemöglichkeiten zu sinkenden Margen führen. Eine Risikoreduzierung soll durch aktives Kundenmanagement u. a. mit neuen Angebotsformen erreicht werden. Die Gefahr einer Eintrübung des gesamtwirtschaftlichen Umfeldes – und daraus resultierenden sinkenden Anzeigen- und Vertriebserlösen – besteht weiterhin. Zu den Gegenmaßnahmen zählen Kosteneinsparungen und die Überprüfung von Einzeltiteln. Lieferantenseitig besteht das Risiko steigender Provisionen einzelner Vertriebsdienstleister. Weiterhin besteht die Gefahr des Verlustes von Schlüsselkunden, da z. B. Anzeigenkunden auf andere Medien ausweichen könnten, sowie aufgrund anstehender Ausschreibungen im Mandantengeschäft. Dem soll u. a. durch gezielte Maßnahmen für Key-Account-Kunden sowie Marketingmaßnahmen begegnet werden. Auf EU-Ebene diskutierte Werbeeinschränkungen (z. B. für Automobilwerbung) können zu sinkenden Anzeigenerlösen führen.
Arvato sieht sich insbesondere Risiken aus Kundenbeziehungen, Risiken aus einem sich verändernden Marktumfeld sowie Risiken aus Lieferantenbeziehungen ausgesetzt. Die Neuorganisation in Form einer Matrix und einer klaren Unterteilung in Solution Groups bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Länderdimensionen verbessert die Kundenansprache und trägt zur Reduzierung dieser Risiken bei. Dem Verlust von Großkunden wird durch aktives Key Account Management, langfristige Vertragsgestaltungen mit flexiblen Kostenstrukturen sowie durch integrierte Dienstleistungselemente entgegengetreten. Durch die Bedienung von Großkunden mit einem umfangreichen Leistungsbündel wird das Risiko eines Wegfalls einer kompletten Leistungsbeziehung reduziert. In den von Überkapazitäten geprägten Märkten (im Wesentlichen Replikation), in denen Arvato tätig ist, besteht anhaltender Preisdruck. In anderen Bereichen weiten Wettbewerber ihre Wertschöpfungskette aus und folgen damit der Strategie von Arvato, was zu einem Anstieg der Wettbewerbsintensität führt. Der Markteintritt neuer Wettbewerber könnte den Wettbewerbsdruck erhöhen – mit der Konsequenz geringerer Margen. Eine konstante Fortentwicklung des Leistungsportfolios soll die Wettbewerbsposition verbessern und die Kundenbindung durch integrierte Lösungen verbunden mit einer tendenziell höheren Wertschöpfung erhöhen. Eine Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfelds kann zu zurückgehenden Umsätzen und damit zu einer Verringerung von Deckungsbeiträgen führen, was Kostensenkungsmaßnahmen und Kapazitätsanpassungen erfordern würde. Risikomindernd wirkt die breite Diversifikation über Kunden, Branchen und Regionen. Auf der Einkaufsseite besteht das Risiko mangelnder Qualität der bezogenen Vorprodukte mit entsprechenden Folgekosten. Gestiegene Beschaffungspreise, sofern sie nicht an die Kunden weitergegeben werden können, stellen weitere Risiken dar. Als Gegenmaßnahmen sind u. a. der Abschluss von Langzeitverträgen und die Beobachtung des Lieferantenmarktes zu nennen. Hinsichtlich des fortschreitenden Trends zur Digitalisierung bestehen zusätzliche Risiken bei einzelnen Kundensegmenten von Arvato, insbesondere im Bereich der Herstellung und der Distribution physischer Medienprodukte. Diesen Risiken wird u. a. durch die Entwicklung von Geschäftsansätzen, die digitale Dienstleistungen umfassen, begegnet. Weiterhin wird der gezielte Rückbau von Geschäftsfeldern ohne strategische oder wirtschaftliche Perspektive vorgenommen. Die Behandlung von IT-Risiken mit branchenspezifischen Anforderungen (Datenschutz- und Datensicherheitsanforderungen) stellt für Arvato als international tätigen Dienstleister ein zusätzliches Risiko dar. Dieses Risiko wird durch die Einführung des auf dem ISO-27001-Standard basierenden Information-Security-Management-Systems gemindert, mit dem Informationssicherheitsrisiken systematisch identifiziert und behoben werden.
Kundenrisiken, vor allem die strukturell erhöhte Abhängigkeit von einzelnen Großkunden, stellen für Be Printers das bedeutendste Risiko dar. Ferner ergeben sich Risiken aus dem Marktumfeld, das durch schrumpfende Märkte verbunden mit Überkapazitäten gekennzeichnet ist. Risiken können sich durch eine fortschreitende Marktkonzentration mit der Folge eines verstärkten Preiswettbewerbs und geringerer Margen ergeben. Eine Verschlechterung des konjunkturellen Umfelds kann zu Auflagenrückgängen mit negativen Ergebniseffekten führen. Gleiches gilt für die zunehmende Verbreitung digitaler Endgeräte, die einen Rückgang an Printmedien zur Folge hat. Steigende Rohstoffpreise – insbesondere für Papier –, die nicht an Kunden weitergereicht werden können, stellen weitere Risiken auf der Lieferantenseite dar. Die Risikominimierungsstrategie beruht u. a. auf flexiblen Vertragsgestaltungen, insbesondere bei Großkunden. Weitere Säulen sind die Vereinbarung von Preisgleitklauseln, eine Optimierung und Flexibilisierung der Kostenstrukturen sowie eine permanente Marktbeobachtung.
Der Bereich Corporate Investments umfasst im Wesentlichen neben den verbliebenen Club- und Direktmarketingaktivitäten des Konzerns die Fonds-Investments sowie die BMG. Die identifizierten Risiken sind aus Konzernsicht von untergeordneter Bedeutung.
Abschließend sei darauf hingewiesen, dass durch den demografischen Wandel verstärkt mitarbeiterbezogene Risiken in den Fokus der Risikoberichterstattung treten. Hier zeichnen sich Folgen ab wie die Verschiebung der Altersstruktur der Belegschaft, Herausforderungen bei der Gewinnung von qualifiziertem Personal und die Abwanderung von Topführungskräften. Dieses Risiko gilt für sämtliche Unternehmensbereiche. Als Gegenmaßnahmen sind z. B. Weiterbildungsmaßnahmen und Gesundheitsprogramme, erhöhte Rekrutierungsmaßnahmen sowie eine bereichsübergreifende Talententwicklung zu nennen.
Integrationsrisiken getätigter Akquisitionen
Die Entwicklungsstrategie des Konzerns beinhaltet neben organischem Wachstum gezielte Akquisitionen erfolgversprechender Geschäfte. Solche Akquisitionen, wie im Jahr 2013 der Zusammenschluss von Penguin Random House, der Erwerb der restlichen Anteile an BMG und der Erwerb von Gothia, bergen sowohl Chancen als auch Risiken. Die Integration in den Konzern erfordert Einmalaufwendungen, denen in der Regel langfristig Vorteile durch Synergieeffekte gegenüberstehen. In diesem Zusammenhang bestehen Risiken darin, dass die Integrationskosten höher als erwartet ausfallen oder die Synergien nicht in dem Maße eintreten wie prognostiziert. Die Integrationsprozesse werden daher durch das Management permanent überwacht.
Risiken der Informationstechnologie
Für ein global agierendes Medienunternehmen wie Bertelsmann ist die Zuverlässigkeit und Sicherheit der Informationstechnologie von zentraler Bedeutung. Vor diesem Hintergrund sieht sich der Konzern heute mit einer Vielzahl unterschiedlicher IT-Risiken konfrontiert. Stetig steigende Herausforderungen ergeben sich vor allem in Bezug auf die zunehmende Komplexität, verursacht durch eine wachsende Vernetzung und IT-Durchdringung von Geschäftsprozessen, vielfach noch nicht standardisierte interne Prozesse sowie externe Gefährdungspotenziale. Zukünftig wird dem durch die Einführung des konzernweiten Information-Security-Management-Systems aktiv begegnet. Die Umsetzung des Managementsystems beinhaltet eine regelmäßige und strukturierte Erhebung der Einhaltung der Vorgaben sowie eine systematische Erfassung von Risiken der Informationssicherheit sowie Ableitung zugehöriger Maßnahmen.
Rechtliche und regulatorische Risiken
Bertelsmann ist als weltweit tätiger Konzern grundsätzlich einer Vielzahl rechtlicher und regulatorischer Risiken ausgesetzt, die von Rechtsstreitigkeiten bis hin zu unterschiedlicher Auslegung steuerlicher Sachverhalte reichen können. Diese Risiken werden durch die entsprechenden Fachabteilungen des Konzerns laufend überwacht.
Als Reaktion auf das Verfahren des Bundeskartellamts im Jahr 2007 wegen der von IP Deutschland und Seven One Media („SOM“) angebotenen Rabattmodelle („Share Deals“) erhob RTL II im November 2008 Klage gegen IP Deutschland, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der RTL Group, und SOM. Die Klage von RTL II beschränkt sich derzeit auf den Zugang zu Informationen, mit deren Hilfe die Kläger beweisen wollen, dass ihnen durch besagte Rabattmodelle ein Schaden entstanden sei. Das erstinstanzliche Gericht in Düsseldorf hat entschieden, ein Sachverständigengutachten in Auftrag zu geben.
Kabel Deutschland (KDG) hat Ende Januar 2013 Beschwerde gegen eine nach § 32b GWB ergangene Entscheidung des Bundeskartellamts eingelegt, mit der Zusagen der Sender der Mediengruppe RTL Deutschland zur unverschlüsselten Aufrechterhaltung digitaler Standardsignale und zum Verzicht auf Signalnutzungsbeschränkungen bei digitalen Standardsignalen für verbindlich erklärt wurden. Die erste mündliche Verhandlung findet im September 2014 statt.
Ausländische Investitionen in Medienunternehmen in der Volksrepublik China sind Einschränkungen unterworfen. Einige der Bertelsmann-Beteiligungen in China werden daher treuhänderisch gehalten, um den lokalen Vorschriften zu genügen. Mit diesen Treuhändern bestehen Vereinbarungen zur Sicherung der Rechte von Bertelsmann. Derartige Gestaltungen sind für Investitionen in China marktüblich und werden von den chinesischen Behörden seit vielen Jahren toleriert. Allerdings besteht ein gewisses Risiko, dass sie in China gerichtlich nicht durchgesetzt werden können, wenn die Volksrepublik China ihre Politik gegenüber Investitionen von Ausländern ändert und z. B. Offshore-Investitionen generell oder im Medienbereich die Anerkennung versagen sollte. Zudem ist nicht auszuschließen, dass bestehende Vorschriften von den chinesischen Behörden oder Gerichten künftig abweichend von der bisherigen Praxis interpretiert werden. Bei nachweislichen Rechtsverletzungen könnte Bertelsmann im Extremfall erheblichen Strafzahlungen oder dem Entzug von Geschäftslizenzen bis hin zur sofortigen Schließung von chinesischen Beteiligungen ausgesetzt sein. Dies betrifft Gesellschaften von Arvato, Gruner + Jahr sowie Investments von Bertelsmann Asia Investments (BAI). Ein derart hartes Vorgehen der chinesischen Behörden ist bislang allerdings nur in Ausnahmefällen bekannt geworden.
Abgesehen von den oben genannten Sachverhalten sind gegenwärtig keine weiteren wesentlichen rechtlichen und regulatorischen Risiken für den Konzern ersichtlich.
Finanzmarktrisiken
Als international tätiger Konzern ist Bertelsmann einer Reihe von Finanzmarktrisiken ausgesetzt. Hierzu zählen insbesondere Zins- und Währungsrisiken. Diese Risiken werden im Wesentlichen zentral auf Basis einer durch den Vorstand festgelegten Richtlinie gesteuert. Derivative Finanzinstrumente werden dabei ausschließlich zu Sicherungszwecken eingesetzt. Bertelsmann setzt Währungsderivate insbesondere zur Sicherung von bilanzierten und zukünftigen Transaktionen ein, die einem Wechselkursrisiko unterliegen. Bei einigen festen Abnahmeverpflichtungen in Fremdwährung erfolgt bei Vertragsabschluss eine Teilsicherung, die fortlaufend erweitert wird. Eine Reihe von Tochtergesellschaften ist außerhalb des Euro-Währungsraums angesiedelt. Die Steuerung der sich hieraus ergebenden Translationsrisiken erfolgt auf Basis des Verhältnisses von wirtschaftlichen Schulden zu Operating EBITDA (Leverage Factor). Hierbei orientiert sich Bertelsmann langfristig an der für den Konzern definierten Höchstgrenze für den Leverage Factor. Translationsrisiken aus Nettoinvestitionen in ausländische Gesellschaften werden nicht abgesichert. Zinsderivate werden zur ausgewogenen Steuerung des Zinsänderungsrisikos zentral eingesetzt. Im Rahmen des Zinsmanagements wird das Cashflow-Risiko aus Zinsänderungen zentral überwacht und gesteuert. Dabei wird ein ausgewogenes Verhältnis verschiedener Zinsbindungen durch die Wahl entsprechender Fristigkeiten bei den originären liquiditätswirksamen Finanzaktiva und -passiva sowie fortlaufend durch den Einsatz von Zinsderivaten erzielt. Das Liquiditätsrisiko wird regelmäßig auf Basis der Planungsrechnung überwacht. Die bestehende syndizierte Kreditlinie sowie eine angemessene Liquiditätsvorsorge bilden einen ausreichenden Risikopuffer für ungeplante Auszahlungen. Kontrahentenrisiken bestehen im Konzern bei angelegten liquiden Mitteln sowie im Ausfall eines Kontrahenten bei Derivategeschäften. Geldgeschäfte und Finanzinstrumente werden grundsätzlich nur mit einem fest definierten Kreis von Banken einwandfreier Bonität abgeschlossen. Bestehende Risiken aus der Anlage liquider Mittel werden kontinuierlich beobachtet. Finanzanlagen sind grundsätzlich kurzfristig ausgerichtet, um das Anlagevolumen im Falle einer veränderten Bonitätseinschätzung reduzieren zu können (vgl. hierzu auch im Konzernanhang, Textziffer 25, die Ausführungen zum „Finanzrisikomanagement“).
Gesamtrisiko
Die Gesamtrisikoposition hat sich gegenüber dem Vorjahr im Wesentlichen vor dem Hintergrund der Ausweitung des Geschäftsvolumens aufgrund des Zusammenschlusses von Penguin Random House erhöht. Die aus dem Prozess der Integration der beiden Unternehmen entstehenden Risiken werden als eigenständiges Risiko aufgeführt. Risiken aus dem technologischen Wandel, die im Vorjahr Teil der zehn größten Konzernrisiken waren, bestehen zwar nach wie vor, haben jedoch an Bedeutung verloren. Die fortschreitende digitale Transformation der Geschäfte antizipiert den technologischen Wandel bereits vielfach, sodass sich die Risiken in diesem Zusammenhang zunehmend in anderen operativen Risiken, wie Preis- und Margenrisiken, widerspiegeln. Aufgrund der Diversifikation des Konzerns bestehen weder auf der Beschaffungs- noch auf der Absatzseite Klumpenrisiken aus der Abhängigkeit von einzelnen Geschäftspartnern oder Produkten. Die finanzielle Ausstattung des Konzerns ist stabil, der Bedarf an liquiden Mitteln ist gegenwärtig durch vorhandene Liquidität und freie Kreditlinien gedeckt.
Im Geschäftsjahr 2013 waren für Bertelsmann keine bestandsgefährdenden Risiken festzustellen. Ebenso sind aus heutiger Sicht keine Risiken ersichtlich, die den Fortbestand des Konzerns gefährden könnten.
Chancenmanagementsystem
Ein effizientes Chancenmanagementsystem ermöglicht Bertelsmann, den unternehmerischen Erfolg langfristig zu sichern und Potenziale optimal auszuschöpfen. Chancen sind mögliche künftige Entwicklungen oder Ereignisse, die zu einer für Bertelsmann positiven Prognose- bzw. Zielabweichung führen können. Das Chancenmanagementsystem ist, wie auch das Risikomanagementsystem, ein integraler Bestandteil der Geschäftsprozesse und Unternehmensentscheidungen. Im Planungsprozess werden die wesentlichen Chancen jährlich vom Profit Center aufwärts ermittelt und anschließend stufenweise auf Divisions- und Konzernebene zusammengefasst. Durch die systematische Erhebung für mehrere Berichtsebenen können entstehende Chancen frühzeitig erkannt und genutzt werden. Darüber hinaus wird eine bereichsübergreifende Übersicht über die aktuellen Chancen von Bertelsmann geschaffen. Eine halbjährliche Nacherfassung maßgeblicher Änderungen der Chancen erfolgt auf Ebene der Unternehmensbereiche. Zudem wird das vorwiegend dezentrale Chancenmanagement durch zentrale Stellen im Konzern koordiniert. Der Bereich Unternehmensentwicklung und Neugeschäfte verfolgt kontinuierlich strategische Chancenpotenziale und ist bestrebt, Synergien durch zielgerichtete Kooperationen der einzelnen Bereiche zu heben. Der bereichsübergreifende Erfahrungsaustausch wird in regelmäßigen Treffen des Group Management Committee weiter gestärkt.
Chancen
Einerseits können Risiken bei einer positiven Entwicklung entsprechende Chancen gegenüberstehen und andererseits werden gewisse Risiken eingegangen, um Chancenpotenziale nutzen zu können. Aus dieser engen Verknüpfung mit den wesentlichen Konzernrisiken ergeben sich für Bertelsmann strategische und operative, rechtliche und regulatorische sowie finanzwirtschaftliche Chancen.
Strategische Chancen können vorrangig aus den vier strategischen Stoßrichtungen des Konzerns abgeleitet werden. Die Stärkung der Kerngeschäfte, die digitale Transformation, der Aufbau von Wachstumsplattformen sowie die Expansion in Wachstumsregionen umfassen die wichtigsten langfristigen Wachstumschancen für Bertelsmann (siehe Abschnitt „Strategie“). Insbesondere durch die strategischen Portfolioerweiterungen entstehen allgemeine Chancen zur Nutzung von Synergien. Des Weiteren existieren in den einzelnen Unternehmensbereichen Potenziale zur Effizienzsteigerung und die Möglichkeit einer günstigeren gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sowie individuelle operative Chancen. Bei der RTL Group könnten sich die TV-Werbemärkte in einigen Kernmärkten besser entwickeln als erwartet. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der zunehmend digitalen Verbreitungswege ermöglichen der RTL Group, ihre End- und Werbekunden zielgerichteter zu erreichen. Bei Penguin Random House bieten sich Chancen durch erfolgreiche Erstveröffentlichungen, ein stärkeres Marktwachstum und höhere E-Book-Umsätze. Für Gruner + Jahr bestehen in internationalen Märkten Chancen durch Neu- und Digitalgeschäfte. Im Magazingeschäft könnte insbesondere in Spanien, China und Indien Wachstum durch höhere Anzeigenerlöse erzielt werden. Bei Arvato bestehen Chancen durch den anhaltenden Trend zum Outsourcing und die erfolgreiche Entwicklung neuer Geschäfte. Arvato könnte insbesondere vom höheren Wachstum der SCM-Aktivitäten im Bereich E-Commerce, Hightech und Healthcare sowie von zusätzlichem Neugeschäft der Solution Group CRM profitieren. Ferner bestehen Wachstumschancen in den Solution Groups IT Solutions, Financial Solutions, Digital Marketing und Print Solutions. Die Druckgeschäfte von Be Printers, insbesondere in Südeuropa, könnten durch zusätzliche Volumina und Neukunden weniger stark zurückgehen. Darüber hinaus ergeben sich Chancen aus der gezielten Bedienung weiterhin wachsender Marktsegmente. In den Corporate Investments könnten sich Potenziale aus geringeren Restrukturierungskosten bei den Club- und Direktmarketinggeschäften ergeben. Hinzu könnten Wachstumschancen für BMG durch mögliche Künstlersignings oder Übernahmen von Musikkatalogen entstehen. Zusätzliche Chancenpotenziale der einzelnen Unternehmensbereiche bieten die vorhandenen Innovationsbemühungen, die im Abschnitt „Innovationen“ dargestellt sind.
Weitere Chancen können durch Änderungen der rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen entstehen.
Die finanzwirtschaftlichen Chancen beziehen sich weitgehend auf eine für Bertelsmann vorteilhafte Entwicklung der Zinsen und Wechselkurse.